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Jugendliche verstehen - Konfikte lösen

Der Ratgeber für Eltern

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151 Seiten, 8,90 Euro
ISBN 3-451-05162-1
Herder Verlag, Juli 2004

Pupertät im Licht des Familienstellens

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Das Familienstellen eröffnet neue Möglichkeiten, die Probleme, in die junge Menschen geraten können, zu verstehen und zu lösen. Schulprobleme, jugendliche Partnerschaftskonflikte, Berufsfindungsfragen, Aggressivität, Unnahbarkeit, Drogen- oder Internetsucht, Alkohol, Eßstörungen bis hin zu jugendlichen Depressionen werden, wenn man sie in einem größeren Zusammenhang betrachtet, verständlicher. 
Vieles, das für Eltern im Zusammenleben mit ihren heranwachsenden Kindern rätselhaft oder ärgerlich ist, wird sich für Sie klären, wenn Sie dieses Buch lesen. Vor allem werden Sie gute Lösungen für Ihre Kinder und sich selbst finden. 

So kann die Pubertät zu einer lebendigen, spannenden, abenteuerlichen Übergangszeit für Eltern und Kinder an der Schwelle zu etwas Neuem werden.
Aus der Praxis des Familienstellens werden im Buch immer wieder Beispiele eingefügt, die das Problem und seine Lösung nachvollziehbar machen. 

Leseprobe

Leseprobe: Jugendliche verstehen - Konflikte lösen

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Vorwort

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   Noch ist Jugend in mir

   Noch bin ich da

   Noch kann ich tun

   Noch kann ich lassen

 

   Nach 25 Jahren Arbeit mit Familienaufstellungen kam plötzlich von mehreren Seiten die Idee auf mich zu, auch jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, die archaischen Grundprinzipien der Familie kennenzulernen, und sie damit in die Lage zu versetzen, ihre Probleme in einem neuen Licht zu sehen und auf überraschende Weise zu lösen.

   Bisher sind die meisten Menschen, die eine Familienaufstellung in Anspruch nehmen, über 30 Jahre alt. So haben bereits viele Erwachsene die guten Wirkungen der Familienaufstellung erfahren. Nun wächst bei vielen zunehmend der Wunsch, auch ihre Kinder im jugendlichen Alter in die Seminare mitzunehmen. Diesem Wunsch bin ich nachgekommen und habe speziell für Jugendliche im Alter von etwa 10 bis 23 Jahren zugeschnittene Seminare angeboten. Bei diesen Seminaren zeigte sich von Anfang an, daß die Jugendlichen fähig und interessiert sind, die systemischen Zusammenhänge ihrer Familien zu verstehen und die Lösungsmöglichkeiten, die sich aus den Aufstellungen ergeben, aufzunehmen.

   Die Eltern aber waren die treibende Kraft. Durch ihren Einsatz und durch ihr Vorwissen wurden die Jugendlichen motiviert, das Aufstellungswochenende zu besuchen. Die Anwesenheit von mindestens einem Elternteil trug dann auch ganz wesentlich zur Kraft der gemeinsamen Erfahrung bei.

 

   Herrn Peter Raab vom Herder-Verlag danke ich für den Impuls, die gesammelten Erfahrungen in der Arbeit mit Jugendlichen und ihren Eltern einem breiten Publikum zugänglich zu machen. So entstand die Idee zu diesem Buch.

Es ist für Eltern geschrieben, die wissen wollen, was sie tun können, um ihren Kindern zu helfen, die Hürden der Pubertät zu nehmen und ihre Probleme auf eine durchgreifende Weise zu lösen.

 

Einleitung

 

   Es gibt Zeiten, da schaut der ältere Mensch zurück auf seine Jugend, erinnert sich an die Momente, in denen das Leben stark wurde und mit Wucht einen Schub der Veränderung gebar. Ja, im Grunde schaut der Mensch, wenn er zurückschaut, zuallererst auf seine Geburt, auf diese erste Veränderung, mit der alles begann. Doch hat es eigentlich schon vorher begonnen, bei der Zeugung, ach nein, beim ersten Blick, den die Eltern tauschten. Oder war es noch früher, bei der ersten Berührung der Großeltern oder der Urgroßeltern. Die mußten sich ja auch erst einmal kennenlernen, sich dem Fluß des Lebens, der Veränderung, dem Anderen öffnen, damit es weitergehen, damit Weiteres geschehen konnte. Jeder Vorfahre starb viele kleine Tode, nahm Abschied vom Bisherigen und umarmte das Neue, damit noch Neueres geboren werden konnte.

   Wo immer auch der Ursprung liegt, das Alte mußte sich verändern, damit es weitergegeben werden konnte. Das Leben lebt durch Veränderung. Das Leben ist Veränderung.

   Meine Geburt war eine große Veränderung, denkt der Mensch. Plötzlich, in wenigen Stunden war alles anders, und ein Zurück gab es nicht mehr. Es ist noch keiner zurückgeschlüpft. Der Weg konnte nur nach vorne gehen, durch einen tiefen Atemzug hinein in das Weitere. Das Richtige ließ einem schon damals keine Wahl.

   Nach der ersten großen Veränderung der Geburt ist das Leben wie eine Aneinanderreihung von Veränderungen, die nach aller Erfahrung einem bestimmten Grundmuster folgen. Nach Zeiten der relativen Ruhe wird eine neue Phase eingeläutet. Ob man will oder nicht, man wird dazu gedrängt, das neue Terrain zu betreten und zu beleben.

   Wie war das damals in der Pubertät mit dem Erwachen der neuen Möglichkeiten? Irgendwie war es auch eine Geburt, die Geburt eines Erwachsenen aus dem Kind. Auch wenn sich diese Wandlung über mehrere Jahre hinstreckt, so ist die Austreibungsphase doch recht kurz. Danach ist alles anders. Ein Zurück will hier auch keiner mehr.

   Die Veränderung des Kindes hin zum Erwachsenen ist eine der großen Wandlungen des menschlichen Weges. Es treten starke Kräfte auf. Es gibt Reibungen, Ahnungen und Sehnsüchte, Auseinandersetzungen, Ausblicke und Erfüllungen, auch Erlebnisse des Scheiterns. Es werden Fehler gemacht und es wird Leid erzeugt. Auch daran erinnert sich der ältere Mensch. Einige Augenblicke zählt man zu den Höhepunkten des Lebens, andere Situationen möchte man lieber nicht noch mal erleben.

   Natürlich würde man manches heute anders machen, schließlich hat man jetzt Lebenserfahrung. Oder doch nicht? Es war wie es war. Im Nachhinein ist nichts mehr zu ändern. Tja, wenn man damals mehr gewußt hätte. Und jetzt sind die eigenen Kinder schon soweit. Nicht mehr lange, dann sind auch sie erwachsen. Sie sollen nicht dieselben Fehler machen müssen, andere vielleicht, aber nicht dieselben. Aber wie erkläre ich es meinem Kinde?

   Kann man den Kindern wirklich etwas erleichtern? Kann man ihnen etwas ersparen? Jeder hat doch sein eigenes Schicksal. Schon die alten Griechen sagen: Das Schicksal kann man nicht verändern!

   Doch auch die Veränderung, das Dazulernen und die rechtzeitige Einsicht gehören zum Schicksal. Sie als Eltern, Ihre Kraft, Ihr Wissen und Ihre Weisheit gehören zum Schicksal Ihrer Kinder. 

   Heute kann man anders mit den Jugendlichen sprechen als früher. Eltern können dazu beitragen, daß die Störungen der Pubertät, dieser jahrelangen Schwangerschaft des Neuen, vorübergehen und der Start Ihrer Kinder ins erwachsene Leben gelingt.

   Es ist ein Grundbedürfnis, daß das Leben sich fortpflanzt und es gut weitergeht. Wenn bei den Jungen Schwierigkeiten auftauchen, sind auch die Eltern beeinträchtigt, wollen alles tun, was in ihrer Macht steht, damit das Problem gelöst wird und alle Beteiligten der Zukunft wieder froh entgegenblicken können.

 

   Heutzutage gibt es neue Möglichkeiten, die Probleme, in die junge Menschen geraten können, zu lösen. Insbesondere das Wissen, das die Familienaufstellung nach Hellinger zur Verfügung stellt, trägt ganz wesentlich zu diesen neuen Möglichkeiten bei. Manche Probleme der Pubertät, vor denen wir noch vor zwanzig Jahren mit Unverständnis standen, erscheinen heute mit dem Wissen um die tieferen, generationsübergreifenden Zusammenhänge innerhalb der Familie in neuem Licht.

   Wie ein Scheinwerfer wird dieses neue Licht aufscheinen, wenn Sie dieses Buch lesen. Das eine oder andere wird dadurch beleuchtet und schafft mit seinem Erscheinen neue Möglichkeiten für Sie als Eltern und damit auch für Ihre Kinder.

 

Grundsätzliche Zusammenhänge

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Der Klan

 

   Der jugendliche Mensch ist eingebunden in seinen Familienklan. Ob er will oder nicht, er ist Teil der Familie, des größeren Ganzen, und profitiert somit von den unterstützenden Kräften, die dem Klan entströmen, ist aber auch allen störenden Energieschwingungen ausgesetzt, die innerhalb der Familie oft von Generation zu Generation weitergereicht werden.

   Wenn es Störungen innerhalb des Klans gibt, sind es oft die Kleinsten und Schwächsten, die Kinder und Jugendlichen, bei denen die Störung aufleuchtet wie ein Kontrollbirnchen im Auto. Die Störung liegt also oft nicht in der Einzelperson des Jugendlichen, sondern im System der Familie, schlummert manchmal über Jahrzehnte und erwacht plötzlich in einem Jugendlichen der neuen Generation wieder zum Leben.

   Der oberflächliche Blick, der die Ursache oder die Schuld beim Jugendlichen sucht, ist blind für die Wirklichkeit. Erst der Blick in die Tiefe des Systems läßt die Zusammenhänge klar hervortreten und eröffnet so auch die Möglichkeit, dem Jugendlichen wirklich beizustehen und wirksam zu helfen.

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